Pate: Timm Ulrichs, ZWISCHEN BEINHAUS UND
SCHEITERHAUFEN
Stellvertretend für eine mehr rätselhafte
denn pointierte Haltung des „Totalkünstlers“ und „Ein Ego-Genies“ Timm Ulrichs
steht sein metaphorischer Objektkasten „Zwischen Beinhaus und Scheiterhaufen“. Iris
Stephan wählt Ulrichs als Paten für ihre unbequeme Auseinandersetzung mit
deutscher Geschichte und einer Erinnerungskultur der schmerzhaften Sorte. Denn
wiewohl Ulrichs oft anspielungsreich und rebellisch deutschen Befindlichkeiten
eine lange Nase zeigt, unterlässt er dies im von Iris Stephan gewählten Werk.
So entscheidet sich Stephan in ihrer in
Ahlen präsentierten achtteiligen Serie ebenso für eine subtile Metaphorik und Ästhetik,
deren Aufschlüsselung nur mit historischem Hintergrundwissen gelingt: Der
psychiatrischen Landesklinik Bedburg-Hau und ihrer fragwürdigen Rolle bei der
Zuführung von über 1.500 kranken Insassen in die Vernichtungslager binnen vier
Tagen des Jahres 1940 wird von Stephan in einer bitteren abstrakten
Zahlen-Allegorie gedacht, damit niemals „Gras drüber wächst“. Ulrichs
Metaphorik der Vergänglichkeit stellt Stephan demgemäß eine abstrahierte
Werkreihe über wahre Begebenheiten und die stille Trauer einer Künstlerin
gegenüber.
Raumpate: Timm Ulrichs, Zwischen Beinhaus und Scheiterhaufen ("Metamorphose"), Mixed Media, 66 x 55 cm