Raum 11 / Sattelkammer

Ines Braun


Eiserne Reserve
Die voranstürmenden Rosse, die auf Hans‘ Blochs Aquarell zu sehen sind spiegeln die Vorstellung eines guten Pferdes. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts war schriftlich festgelegt, wie ein solches beschaffen sein sollte. Dabei galt die Lebhaftigkeit als herausragend positives Merkmal. Der Pferdehandel war ein florierendes Geschäft mit dem viel Geld verdient werden konnte und Täuschungen potentieller Kunden waren an der Tagesordnung. Die Pferde sollten wie solche von edelster Rasse und großem Temperament erscheinen. Dazu wurde die Mähne oder graue Haare über den Augenbögen alter Tiere überfärbt, tiefliegende Augengruben „aufgeblasen“, Fohlenzähne ausgebrochen oder die Zähne alter Tiere abgefeilt. Operationen um die Form der Ohren oder des Schweifes zu richten gehörte zu den gängigen Methoden der Rosstäuscherei. Was heute erheiternd klingt war ernst gemeinte Praxis:
„...Es ist ein großer Uebelstand, wenn das Pferd den Schweif im Gehen zwischen die Beine ziehet ...; um das also zu behindern, beißen sie ein Pfefferkorn durch, und stecken die Hälfte dem Pferde unvermerkt in Hintern, die andere Hälfte aber behalten sie im Maule. So lange das Pfefferkorn ihnen auf der Zunge beißet, spüret auch das Pferd ähnliche Empfindung davon, wodurch es den Schweif in die Höhe und vom Leibe wegzutragen gereizet wird.“ (Johann Gottfried Prizelius 1777)

Im Stall den Ines Braun eingerichtet hat, sind zwei Kreaturen angebunden, mit denen die Rosstäuscher noch einige Arbeit haben werden. Obwohl den Tieren eine Mähne Wildheit verleiht, fehlt ihnen doch ein Quentchen Lebhaftigkeit um zur Herde von Hans Bloch aufzuschließen.
Man könnte es ja einmal mit einem Pfefferkorn versuchen ...


Raumpate: Hans Bloch, Reiter mit drei Pferden,18 x 25,5 cm
mit Ines Braun (Installation)


Kleiner Film....